Auf den ersten Blick mag es ein wenig sonderbar erscheinen, nach Gemeinsamkeiten zwischen Fußball und Poker zu suchen. Hier das weite Feld grünen Rasens, auf dem zweiundzwanzig Akteure Sprints, Dribblings, packende Zweikämpfe und natürlich Abschlüsse für Dynamik sorgen, dort der Pokertisch, an dem hoch konzentriert und (meistens) ruhig eine handverlesene Schar Spieler hocken und gebannt auf die Karten starren. Und doch stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass es durchaus eine Reihe von Charaktereigenschaften gibt, mit denen sowohl auf dem Fußballplatz wie am Pokertisch der Weg zum Erfolg in greifbare Nähe rückt.
Auffällig ist zudem, dass viele Fußballspieler nach - manche sogar noch während ihrer aktiven Laufbahn - einen Ausflug in die Welt des Pokerspiels machen, mitunter durchaus mit vorzeigbarem Erfolg (beispielsweise der beim deutschen Bundesligisten SV Werder Bremen unter Vertrag stehende deutsche Fußballnationalspieler Max Kruse). Wir haben einige der Talente und Fähigkeiten aufgelistet, die erfolgreiche Fußballspieler und Pokerspieler gemeinsam haben.
Geduld
Zweifellos gehören Geduld und Ausdauer zu den Eigenschaften, die professionelle Pokerspieler und Fußballprofis gemeinsam haben. Man schaue sich nur das beharrliche Kombinationsspiel von Top-Mannschaften wie dem FC Barcelona oder FC Bayern München an, bei dem die gegnerischen Akteure oft einen langen Atem beim Anrennen gegen das Tor beweisen (müssen), bis sie die eine und entscheidende Lücke in der Abwehrkette gefunden haben. Entsprechendes gilt auch für das Pokerspiel. Wer hier überhastet an eine Situation herangeht, kann ohne Weiteres alles verlieren. Geduld und Konzentration sind mithin am Pokertisch genauso gefragt wie auf dem Rasen.
Emotionen kontrollieren
Beim Poker ist es von großer Bedeutung, stets einen logischen, analytischen Grund für das zu haben, was man macht oder nicht macht. Emotionen sind nicht dazu geeignet, mit Wahrscheinlichkeiten und Zufällen umzugehen, die aber zu den wesentlichen Elementen beim Pokerspielen zählen. Die Fähigkeit, seine eigenen Emotionen im Zaum zu halten und immer wieder korrekt und logisch zu spielen, ist beim Pokern zweifellos eine der wichtigsten. Und beim Fußball? Hier kommt es in besonderem Maß darauf an, sich nicht von seinem Gegenspieler provozieren zu lassen. Unrühmliches Gegenbeispiel ist der legendäre Ausraster des Franzosen Zinédine Zidane beim Endspiel der Fußball-WM 2006, als das fußballerische Ausnahmetalent seinem italienischen Gegenspieler Materazzi nach dessen verbalen Ausfällen einen Kopfstoß verpasste. Resultat: Rot für Zidane, WM-Titel für Italien.
Für Fußball wie Poker gilt, dass man als Spieler den vergebenen Chancen nicht lange hinterhertrauern, weder sich selbst beschimpfen oder in Selbstmitleid ergehen noch andere kritisieren und sich ganz allgemein nicht durch negative Gedanken einschränken sollte.
Entscheidungsfreude beweisen
Ob auf dem Platz oder am Tisch - bei beiden Spielen muss der Akteur über Entscheidungen nachdenken. Natürlich muss dies beim Fußball sehr schnell geschehen, während man beim Pokerspielen je nach Position am Tisch Zeit hat, nachzudenken und seinen Gegner dabei zu studieren.
Strategien entwickeln - und umsetzen
Beim Fußballspiel ist es der Trainer, der sein Team immer wieder neu auf den jeweiligen Gegner einstellt und auf seine Strategie einschwört. Gute Pokerspieler verfolgen gleichermaßen eine Strategie und stellen sich auf ihre jeweiligen Mit- bzw. Gegenspieler ein. Tatsache ist auf jeden Fall, dass bei beiden Sportarten viel vom Gegner abhängt. Am Pokertisch hat wohl jeder seinen ganz eigenen Stil und entsprechend müssen sich die anderen am Tisch eine passende Strategie einfallen lassen.
Mentale und körperliche Fitness
Darüber, wie sich Pokerspieler optimal auf ein Turnier vorbereiten, sind schon zahlreiche Fallstudien, Artikel und Bücher veröffentlicht worden. Viele der darin vorgestellten Tipps, wie etwa das Sorgen für ausreichende Erholung und das Aufwärmen durch leichte körperliche Betätigung vor einem Spiel, könnten mehr oder weniger auch als Ratschläge für das Training von Athleten wie etwa Fußballern durchgehen. Es ist auf alle Fälle so, dass Spieler, die müde oder körperlich erschöpft sind, in einem langwierigen Turnier mit einem großen Handicap kämpfen müssen - genauso, wie man es spätestens gegen Spielende einem Fußballer ansehen würde, der sein rigoroses Trainingsprogramm nicht eingehalten hat. Körperliche Fitness als Voraussetzung für erfolgreiches Abschneiden am Pokertisch? So weit kann man vielleicht nicht gerade gehen. Und doch kommt eine entsprechende Studie zu dem Ergebnis, dass die mentale Konzentrationsfähigkeit durch körperliche Fitness und Wohlbefinden erheblich gesteigert wird, und es kein Zufall ist, dass einige der derzeit besten Pokerturnier-Spieler auf der Welt körperlich extrem fit sind.
Erfahrung
Dies ist vielleicht eines der wichtigsten Attribute, um ein guter Pokerspieler zu werden. Wer nicht Tausende von Händen an den Spieltischen gespielt und gesehen hat, wird es wohl kaum jemals zu einem Meister der Kartenzunft bringen. Nach einer Faustregel muss man zumindest 10.000 Stunden Poker gespielt haben, um ein wirklich herausragender Spieler zu werden. Erfahrung ist jedoch auch auf dem Fußballfeld von entscheidender Bedeutung. Immer wieder kann man beispielsweise als Zuschauer feststellen, dass vielversprechende junge Talente sich auf internationalem Terrain erst einmal die Sporen verdienen müssen - und im Vergleich zu den alten Hasen oft erst einmal den Kürzeren ziehen.